Netflix-Serie „Squidgame“ ist kein Kinderspiel
(Quelle:Pixabay.com/Chetraruc)
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Seit kurzem ist die südkoreanische Serie „Squidgame“ auf der Streamingplattform Netflix verfügbar; nach deren eigenen Angaben handelt es sich um den erfolgreichsten Serienstart aller Zeiten. Vor allem für ein junges Publikum ist die Serie attraktiv, da die koreanische Pop-Kultur (Stichwort „K-Pop“) in dieser Altersgruppe derzeit großen Zuspruch erfährt. Allerdings ist sie nicht so harmlos wie der Titel vermuten lässt und keineswegs unbedenklich für Kinder und Jugendliche.
Der Reiz des Verbotenen
Obwohl „Squidgame“ völlig zurecht erst ab 16 Jahren empfohlen wird, beobachtet die KiJA in ihrer Beratungstätigkeit und in Workshops in Schulklassen zunehmend, dass die Serie auch unter jüngeren Kindern sehr präsent ist. Es mehren sich Anfragen von besorgten Eltern oder Pädagog*innen, die berichten, dass Kinder einzelne Spielszenen nachspielen, wobei es zu aggressivem Verhalten gegen die „Verlierer*innen“ kommen kann. Auch bei Kindern und Jugendlichen, die die Serie (noch) nicht gesehen haben, ist sie ein Thema. Es gibt bereits von der Handlung abgeleitete Online-Spiele, viele YouTuber*innen berichten darüber und auch das Merchandising ist in vollem Gange. So waren z.B. zu Halloween die markanten pinken Anzüge der „Wärter“ sehr gefragt, und auch bei den weißen Turnschuhen der „Spieler*innen“ explodieren die Verkaufszahlen.
Was macht aber nun die Serie für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren so interessant? Es kann für Kinder und Jugendliche grundsätzlich faszinierend sein, Grenzen zu überschreiten und etwas Verbotenes auszuprobieren. Auch der Gruppendruck kann dazu verleiten, sich die Serie anzusehen, um in der Schule „mitreden“ zu können. Ein reines Verbot wird also in den meisten Fällen nicht zielführend sein. Dennoch müssen sich Eltern und andere Bezugspersonen bewusst sein, dass die Serie gefährdende Inhalte enthält und besonders für jüngere Kinder nachhaltig verstörend wirken kann.
Bluttriefende Kinderspiele
Der Plot ist ebenso einfach wie die Umsetzung explizit: Eine Gruppe von rund 500 hochverschuldeten Personen erhalten eine mysteriöse Einladung; für die Teilnahme an zunächst nicht weiter bezeichneten „Spielen“ wird ihnen ein hoher Gewinn in Aussicht gestellt. Diese erweisen sich als vermeintliche Kinderspiele, die viele Bezüge zur koreanischen Kultur aufweisen. Die Verlierer*innen scheiden allerdings nicht einfach aus, sondern werden kaltblütig vor den Augen der anderen Spieler*innen getötet. Auch zwischen den Teilnehmer*innen kommt es im Laufe der Serie zu vielen brutalen Gewaltszenen, die unverschleiert dargestellt werden. Zu kritisieren ist auch, dass Gewalt in der Familie teilweise banalisiert wird und die Geschlechterrollen sehr stereotypisch angelegt sind.
Was können Eltern tun?
Interessieren Sie sich dafür, welche Inhalte Ihre Kinder online konsumieren. Nur so können Sie möglichen negativen Entwicklungen frühzeitig vorbauen. Nicht die Kontrolle der medialen Aktivitäten der Kinder sollte hier im Vordergrund stehen, sondern ein gemeinsames Erleben und Begleiten. Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber, welche Inhalte Sie für ungeeignet halten und warum. Vereinbaren Sie gemeinsam Online-Regeln wie zeitliche und inhaltliche Beschränkungen.
Online-Streamingdienste sollten für Kinder niemals uneingeschränkt zugänglich sein; achten Sie auf die angegebene Altersfreigabe und passen sie die Einstellungen der Streaming-Plattform entsprechend an (z.B. auf unter 12 Jahre beschränken bzw. nur einzelne Serien freigeben). Es gibt auch spezielle Streamingdienste für Kinder, die ausschließlich geeignete Filme und Serien anbieten (z.B. Netflix Kids, Youtube Kids).
Wege aus der Angst
Natürlich wird es sich nicht vollständig vermeiden lassen, dass Kinder mit für sie ungeeigneten Inhalten in Kontakt kommen, vor allem, wenn eine Serie oder ein Spiel derart im Mittelpunkt des Interesses steht, wie derzeit „Squidgame“. Kinder können dadurch nachhaltig verstört werden und Ängste entwickeln. Es ist daher erforderlich, dass Eltern mit ihren Kindern Angstbewältigungsstrategien erarbeiten. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist ein intaktes Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Eltern; vermeiden Sie es daher auf jeden Fall, Ihrem Kind Vorwürfe zu machen. Hören Sie Ihrem Kind zu und nehmen Sie es in seiner Angst ernst.
Besprechen Sie mit ihm, wie es reagieren kann, wenn es online auf verstörende Inhalte stößt, und bestärken Sie es darin, auf sein Bauchgefühl zu hören und auch einmal „Nein!“ zu sagen, wenn alle anderen aus der Gruppe es überreden wollen, sich etwas anzusehen.